Das letzte Abendbrot
/ 2010


Spätestens seit den 60er Jahren ist die Form der bürgerlichen Kleinfamilie nicht mehr das dominierende Familienmodell. Längst haben sich vielfältige andere Lebensweisen mit den unterschiedlichsten personellen Zusammensetzungen entwickelt. Eine Familie ist in unserer heutigen mitteleuropäischen Gegenwart zu einem ausgesprochen komplexen Gebilde geworden. Stieffamilien, Patchworkfamilien, Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern, gleichgeschlechtliche Elternschaften, kinderlose Paare, Wohngemeinschaften mit oder ohne Kinder sowie Mehrgenerationenprojekte sind die mehr oder weniger freiwillig gewählten Alternativen und werden immer selbstverständlicher. Viele Menschen schaffen sich ihre eigenen Lebenszusammenhänge, die ihnen Geborgenheit und Zuwendung geben sollen.
Was bedeutet also ‚Familie‘ – diese kleinste gesellschaftliche Einheit – heute? Welches Modell von Familie braucht wer von uns? Und wie gehen wir mit dieser Wahlfreiheit um? Ist ‚Familie‘ heute der letzte Hort von Liebe und Solidarität? Sorgenkind der Super-Nanny? Oder neurotische Nahkampfarena? Der Ort von sozialer Determination bis zum Lebensende?

Im „letzten Abendbrot“ ergreifen verschiedene Menschen das Wort, die der Künstlergruppe unitedOFFproductions seit vielen Jahren eng verbunden sind: Schauspieler, Dramaturgen, Grafiker. Per Videoscreen sowie live auf der Bühne berichten sie aus ihren jeweiligen Lebensentwürfen, von ihrem Alltag mit oder auch ohne Familie, ihren Visionen und Enttäuschungen.

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Immer wieder erproben sie sich in jeweils neuen familiären Geflechten, loten Belastungsgrenzen unter den Beteiligten aus und treten der jeweils drohenden Tristesse des Scheiterns mit Offenheit und Mut zum abrupten Rollenwechsel entgegen. Jeder muss ran, ran an den nächsten Geschlechterkampf, an das nächste gemeinsame Abendbrot, an die nächste erzieherische Maßnahme, die nächste fürsorgliche Tat. ‚Familie‘ ist eine Menge Arbeit. In der atmosphärischen Verortung des Phänomens ‚Familie‘ zwischen Zwangsgemeinschaft und durchlässig-freiheitlicher Struktur schlagen sich die Spieler ihren Weg frei.
„Das letzte Abendbrot“ ist der erste Teil einer Theater-Trilogie zu den Themen ‚Familie‘, ‚Alter‘ und ‚Tod‘.

 


 

Regie, Textfassung, Konzept, Bühne: Dieter Krockauer
Mit: Jens Münchow, Mirca Preißler, Florian Simon, Mikel Ulfik
Interviewpartner: Michael Fuchs, David Jeker, Rebekka Torp, Marco Wittorf, Henriette Dushe
Dramaturgie: Mirca Preißler
Produktionsleitung: Karin Kirchhoff
Technische Leitung: Fabian Bleisch
Bühnenbild Gestaltung/Ausführung: Max Moormann
Produktionsassistenz: Johanna Marschall

Wir danken unseren Gesprächpartnern:
Henriette Dushe, Matthias Filbrich, Graciela González de la Fuente, Julia Schleipfer, Claudia Stilling

 

 

 

 

 

Gefördert durch:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, STIFTUNG NIEDERSACHSEN, Fonds Darstellende Künste e.V.

Eine Koproduktion mit:
Commedia Futura/Theater in der Eisfabrik Hannover, Forum Freies Theater FFT Düsseldorf, LOFFT Leipzig, Theater unterm Dach Berlin.