Der Tod und noch drei Andere
/ 2012


And then you wonder/ And then you cry/ And then you fight/ And then you lose control/ And then you can´t sleep/ And then you make up stories/ And then you wish impossible things/ And then you count every breath/ And then comes fear.

Der Tod hat es schwer in unserer Gesellschaft: Die Zukunft arbeitet an seiner Abschaffung, die Gegenwart an seiner Ausgrenzung. Heute prägen vor allem Film, Fernsehen, Internet und Tagespresse unser Bild vom Tod. Dabei betritt er in den Medien überwiegend als Gewaltakt die Bühne: als Unfall, Mord, Krieg oder in Naturkatastrophen. Der „normale“ Tod wird aus Sicht der Medien nicht reflektiert, es sei denn, es handelt sich um das Ableben eines prominenten Zeitgenossen. 

So aufdringlich und opulent-dramatisch sich der Tod in den Medien präsentiert, so abwesend ist er heute im konkreten Alltagsleben der Menschen. Noch vor hundert Jahren wurde überwiegend im Kreis der Familie und der Freunde zu Hause oder im öffentlichen Raum gestorben. Heute stirbt man zu 80% im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegeheimen. Die damit einhergehende allgemeine Sprachlosigkeit über Sterben und Tod ist angesichts der beklemmenden Unumstößlichkeit des Endes sehr groß.

Armer Tod. Von allen verlassen, gemobbt, gemieden und ausgegrenzt führt er ein jämmerliches Dasein am Rand der Gesellschaft.

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Robert ist tot. Nachdem er zwei Tage allein und unbeachtet in seiner Wohnung lag, unfähig, Hilfe zu holen, ist er ein paar Tage später im Krankenhaus an einem Herzinfarkt gestorben. Robert war ein Macher, immer in Bewegung und immer ganz vorne mit dabei. Er hat viel angefangen, oft planlos, doch vieles nicht zu Ende gebracht. Nun ist er gegangen mit Anfang 40, plötzlich und für immer. Sein überraschender gesundheitlicher Zusammenbruch und die Einsamkeit seines Endes werfen viele Fragen auf. Nicht nur bei den Menschen, die ihm nahe standen – seiner Ex-Frau Magda, seinem Freund Tom. Für einen Besuch im Krankenhaus fehlte ihnen die Zeit oder der Mut. Jetzt ist es zu spät, für vieles. Wie hatte es dazu kommen können? Warum hat er nicht Bescheid gegeben? Hat er sein Ende vielleicht sogar provoziert oder herbeigesehnt? Oder wollte er noch mal ganz neu anfangen? Einziger Schlüssel zu Roberts letzten Stunden: die Barfrau Tanja, mit der er die letzten Abende verbrachte und die seine Hand hielt, während die Instrumente auf der Intensivstation seinen Tod anzeigten. Bei einem Treffen in der Wohnung von Tanja, einen Monat nach Roberts Beerdigung, kommt es zur Begegnung der drei Angehörigen. Eingesponnen in ein Netz aus schmerzhafter Enttäuschung, Bitterkeit, aus schlechtem Gewissen, Trauer und Ratlosigkeit, versuchen sie gemeinsam, aus ihren jeweiligen Perspektiven, zu verstehen, was nicht zu verstehen ist. Sie suchen nach einem Umgang mit einer Situation, auf die sie nicht vorbereitet waren. Der Abend beginnt. Die Gespräche formieren sich. Aufschlussreich für jeden von ihnen und aufschlussreich für den Toten, der immer anwesend zu sein scheint.

„Der Tod und noch drei Andere“ ist das dritte Stück der Trilogie zu den Themen „Familie“, „Alter“ und „Sterblichkeit/Zukunft“. „Das letzte Abendbrot“ eröffnete diese Reihe 2010/11. Der zweite Teil „Trainingscamp – Vorbereitungen auf ein späteres Drama“ folgte 2011/12. Die Produktion „Der Tod und noch drei Andere“ wird die Trilogie in 2012/13 abschließen.

 


 

Regie, Textfassung: Dieter Krockauer
Mit: Katharina Bellena, Litsa Kiousi, Mirca Preißler, Carsten Wilhelm
Dramaturgische Assistenz: Carsten Wilhelm
Texte: unitedOFFproductions
Live-Kamera: Hendrik Schneller
Bühne: Dieter Krockauer, Graciela González de la Fuente
Technische Leitung: Fabian Bleisch
Management: Mirca Preißler
Produktionsleitung: Marta Gewellt
Gefördert durch:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Stiftung Niedersachsen

Eine Koproduktion  mit:
LOT-Theater Braunschweig, Theater unterm Dach Berlin, Forum Freies Theater FFT Düsseldorf, Commedia Futura/Theater in der Eisfabrik Hannover