Offenbarung 2.0
/ 2009


Drei Männer. Längst nicht mehr jung und noch lange nicht alt. Nach den jüngsten Enttäuschungen radikaler Hoffnungen vorübergehend wohnungslos, temporär freigesetzt, insolvent, strukturschwach. Mittendrin war gestern und wird so schnell nicht wieder. Drei Männer. Hin- und hergeschleudert zwischen Kaufkraft und Kaufschwäche, zwischen freudig-optimistischem Aufbruch und lähmender Stagnation, zwischen dem, was die Sache erfordert und dem, was das Herz begehrt. Begleitet vom Sound der Großstadt, der zunehmend der Sound des Warenhauses ist, behaupten sie mit anachronistischem Stolz ein Leben jenseits des allgegenwärtigen Verwertungsprinzips, reden in absurd-heroischen Monologen gegen die Sorgen einer ungesicherten Zukunft an und erfinden melodramatische Songs über ein Leben in Fülle und verschwenderischer Hingabe.

Drei Männer leisten ihren ganz persönlichen Offenbarungseid: Was es heißt, durch zu kommen. In einer großen Stadt. In einem eigentlich reichen Land. In einem Jahrhundert des Übergangs. In einer Gesellschaft, die kaum mehr solidarisch ist. In einem Staat, der den Fürsorgegedanken über Bord werfen, und das Leben nur noch sanktionierend verwalten will. In einer Zeit, in der Lohnerwerb einem Lotteriegewinn gleich kommt und sich Mündigkeit in Kaufkraft erschöpft. Inmitten der multiplizierten Kraft abstrakter Zahlen, die den Einzelnen zur Unerheblichkeit verurteilt.

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Immer wieder erproben sie sich in jeweils neuen familiären Geflechten, loten Belastungsgrenzen unter den Beteiligten aus und treten der jeweils drohenden Tristesse des Scheiterns mit Offenheit und Mut zum abrupten Rollenwechsel entgegen. Jeder muss ran, ran an den nächsten Geschlechterkampf, an das nächste gemeinsame Abendbrot, an die nächste erzieherische Maßnahme, die nächste fürsorgliche Tat. ist eine Menge Arbeit. In der atmosphärischen Verortung des Phänomens zwischen Zwangsgemeinschaft und durchlässig-freiheitlicher Struktur schlagen sich die Spieler ihren Weg frei.

 


 

Regie, Bühne: Dieter Krockauer
Mit: David Jeker, Marco Wittorf, Michael Ulfik
Dramaturgie: Henriette Dushe
Texte: Jeker, Wittdorf, Ulfik, Dushe, Krockauer
Textfassung: Dieter Krockauer
Lichtdesign: Hans Fründt
Technische Leitung: Fabian Bleisch, Hans Fründt
Produktionsleitung: Frauke Luther
Produktionsassistenz: Anka Belz
Management: Mirca Preißler

Gefördert durch:
Land Niedersachsen, Stiftung Nord/LB-Öffentliche Braunschweig, Niedersächsische Lottostiftung

Eine Koproduktion mit:
Forum Freies Theater (FFT) Düsseldorf, Commedia Futura/ Eisfabrik Hannover und Schaubühne Lindenfels Leipzig.